Die Hürde, etwas nicht zu können

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Auf meinem Instagram-Profil dreht sich für die kommenden zwei Wochen alles um das Thema Buntstifte. Als ich darüber nachgedacht habe, welchen Blogbeitrag ich zu diesem Thema schreiben könnte, kam mir neben Tipps & Tricks dieses Thema hier in den Sinn. Die Frage, was es mit mir macht, etwas nicht, nicht mehr oder nicht gut genug zu können, beschäftigt mich schon eine Weile. Und wie es der Zufall will, passt dieses Thema auch zu meinen Buntstifte-Wochen. Früher hatte ich das Gefühl sehr gut mit Buntstiften malen zu können, während ich das heute niemals mehr von mir behaupten würde. Es ist also eines der vielen Sinnbilder für meine innere Blockaden. Denn wenn ich nicht einmal denke, dass ich etwas gut kann, darf ich dann überhaupt davon erzählen? Lasst uns das mal beleuchten.

Können… eine Frage der Perspektive?

Ich würde mir zuallererst anschauen wollen, was Können überhaupt bedeutet und woran wir messen, dass wir etwas können. Auch hierzu kann ich eigentlich das Buntstift-Beispiel zur Veranschaulichung nutzen. Wenn ich sage: „Früher war ich gut im Malen mit Buntstiften“, dann spreche ich von mir im Alter von 12-13 Jahren. Nun habe ich mir vor ein paar Tagen meine Bilder aus dieser Zeit angeschaut. Und was ist mir dabei aufgefallen? De facto bin ich heute technisch besser als damals, in meinem Kopf bleibt aber trotzdem abgespeichert, dass ich über die Jahre an Können verloren habe. Während ich die Bilder betrachtet habe, kam mir natürlich direkt die Relation zum Alter in den Sinn. Es mag sein, dass ich heute theoretisch technisch besser bin, damals war ich aber auch nur halb so alt wie heute. Etwas zu können, misst sich also kaum am Ergebnis, sondern viel mehr am Kontext.

Wird es immer schwerer etwas zu können?

Wir messen Können also am direkten Vergleich mit unserem Umfeld. Ich weiß, dass ich als junge Teenagerin objektiv gemessen besser im Malen war als der Durchschnitt meiner gleichaltrigen Freunde. Dadurch hatte ich damals das Gefühl, malen zu können, und habe es auch so in Erinnerung behalten.

Es ist nichts neues, dass Social Media in der Kritik steht, weil es eine ganz neue Dimension des Vergleichens eröffnet.

Aber was wäre, wenn ich in der heutigen Zeit 12-13 Jahre alt wäre und genauso malen würde wie früher? Es ist nichts Neues, dass Social Media in der Kritik steht, weil es eine ganz neue Dimension des Vergleichens eröffnet. Es ist auch einfach nicht zu negieren. Sagen wir es mal so, ich bin nicht böse drum, dass ich mich in meiner jungen Teenagerzeit nur mit meinem Umfeld vergleichen konnte und nicht mit der ganzen Welt.

Auch heute wäre ich manchmal froh drum. Denn neben der ganzen Inspiration und den Austauschmöglichkeiten, die Social Media schenkt, zeigen dir die Plattformen auch täglich jemanden, der es besser macht als du. Und dann ist sie plötzlich da, die Frage im Kopf: „Wenn es jemand schon besser gemacht hat, warum sollte meins dann noch Relevanz haben?“. Und darauf folgt die eine Frage, die alles den Garaus machen kann: „Wenn ich es nicht gut kann, wieso sollte ich es dann überhaupt noch machen?“

Aber was ist denn nun wichtiger, Können oder Machen?

Es gibt bestimmt viele Menschen, die sich über sowas kaum Gedanken machen müssen. Und genauso sollte es auch sein. Man sollte machen um des Machens Willen. Für die Erfahrungen, für die Gefühle und für die geistige oder körperliche Tätigkeit. Ich denke dieses Thema wird von Tag zu Tag relevanter. Denn auch im Hinblick auf die Entwicklung der künstlichen Intelligenzen wird das, was wir heutzutage als Können definieren, immer redundanter. Teilweise können künstliche Intelligenzen schon heute in Bruchteil von Sekunden „besser“ in etwas sein, was man selbst jahre- oder jahrzehntelang zu machen und zu lieben gelernt hat. Wenn wir aufhören Dinge zu tun, nur weil sie irgendwo in makelloser existieren, hören wir schon ganz bald damit auf, irgendwas zu tun. Und wer weiß, vielleicht wird irgendwann das, was nicht perfekt ist, besser sein – einfach weil es echt ist.

Mein Fazit

Ich arbeite an meinen inneren Blockaden und versuche das Schöne in dem zu sehen, was ich tue. Kreativ sein macht mir unfassbar Spaß und es lässt mich vergessen, dass die Welt nicht immer schön ist. Ich denke, dass es da draußen so viele andere Leute gibt, die genauso gut oder auch besser sind in den Dingen, die ich teilen möchte. Trotzdem möchte ich dieses Mal nicht aufhören.

Ich habe über die negativen Seiten von Social Media gesprochen, aber es hat auch Positives. Wir sind es gewohnt, Content von viel mehr Personen zu konsumieren, als es vor Social Media der Fall war. Früher gab es nur die Big Player. Heute lieben wir die Welt, wo viele das große Ganze ausmachen. Also möchte ich die, die ich früher als Konkurrenz oder als Einschüchterung gesehen habe, heute als die sehen, die sie eigentlich sind: Als Mitstreiter und helfende Hände, die einer Interessenswelt Leben und Inhalt geben.
Ich glaube fest daran, dass wenn wir Menschen Menschen bleiben wollen, dann darf perfekt nicht unsere Zukunft sein.

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